Professor Dr. med. Ingram Schulze-Neick, Leiter der kinderkardiologischen Ambulanz, Zentrum für Lungenhochdruck im Kindesalter und bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München., LMU | Andreas Steeger © LMU | Andreas Steeger

In eigener Sache

Wir trauern um Ingram Schulze-Neick

Wir trauern um Professor Dr. med. Ingram Schulze-Neick. In ihm verlieren wir einen langjährigen Freund und Kollegen, einen einfühlsamen Arzt und international renommierten Wissenschaftler.

Sein Berufsleben hat Ingram Schulze-Neick mit warmherzigem und fachlich herausragendem Engagement ganz in den Dienst der Verbesserung der Lebenserwartung und der Lebensqualität von Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern gestellt. Nach dem Studium der Humanmedizin in Bonn und Hamburg führte ihn sein großes Interesse an der Kinderkardiologie zunächst in die USA, unter anderem an die Harvard Medical School in Boston und an die Johns Hopkins University in Baltimore, im Anschluss an die Medizinische Hochschule Hannover, von dort an das Deutsche Herzzentrum Berlin und weiter nach London an das Great Ormond Street Hospital for Children.

Mit seinen profunden Kenntnissen und seiner visionären Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Pulmonalen Hypertonie leistete er einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung neuer Therapiewege. Schon mit seinen ersten wissenschaftlichen klinischen Arbeiten zur Untersuchung der Interaktion zwischen der rechten Kammer und dem Lungenwiderstand bei Patienten mit pulmonalarterieller Hypertonie hat sich Ingram Schulze-Neick international einen Namen gemacht.

Während seiner Tätigkeit am Deutschen Herzzentrum in Berlin war er der Erste, der den Effekt von Stickstoffmonoxid (NO) und anderen pulmonalen Vasodilatatoren bei Kindern vor und nach einer Operation wissenschaftlich untersucht hat. Die auf dieser Grundlage entwickelten Standards für die Testung des Lungengefäßsystems bei pulmonalarterieller Hypertonie führten zu einem Fortschritt in der Behandlung der Erkrankung nach Korrekturoperationen. Sie gehören heute zur klinischen Routine.

Als Projektleiter der multizentrischen Task Force zur pulmonalarteriellen Hypertonie bei Patienten mit angeborene Herzfehlern hat Ingram zudem entscheidend am Aufbau und an der Gestaltung des Nationalen Registers und des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler e. V. mitgewirkt. Seit 2015 leitete er die kinderkardiologische Ambulanz und das Zentrum für Lungenhochdruck im Kindesalter und bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern am Klinikum in Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 

Der fachliche Austausch zwischen Ärzten, Patienten und Forschern, der Wissenstransfer auch über nationale Grenzen hinweg, war ihm stets ein besonderes Anliegen. Für das internationale Zusammenspiel der Spezialisten zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit angeborenen Herzfehlern hat er sich selbstlos und mit ganzer Energie eingesetzt. Wer je mit ihm arbeiten oder ihn auch nur auf einem der zahlreichen internationalen Kongresse erleben durfte, wird ihn so schnell nicht vergessen. Vermissen werden wir auch seine große Freude an der Musik. Als leidenschaftlicher Cellospieler spielte er auf so manchem Kongress international mit ähnlich musikbegeisterten Kolleginnen und Kollegen zusammen und schaffte dabei den ungewöhnlichen Spagat zwischen klassischer Musik und Rock.

Es ist nur wenige Wochen her, da haben wir auf der Jahrestagung in Wiesbaden miteinander über neue Studien gesprochen, die wir gemeinsam im Forschungsverbund des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler auf den Weg bringen wollten. Eher beiläufig erwähnte Ingram dabei auch die Operation, die ihm selbst bevorstand. Am Freitag, den 3. April, erreichte uns die schockierende Nachricht, dass er nach dem Eingriff infolge einer Komplikation plötzlich zu Hause verstorben ist. Uns allen fällt es schwer, das zu begreifen.

Wir setzen unsere gemeinsame Arbeit fort, lieber Ingram. Unsere Gedanken sind jetzt vor allem bei Deiner Familie und Deinen Kolleginnen und Kollegen, denen wir alle Kraft und allen Beistand wünschen.

Im Namen des gesamten Forschungsverbundes des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler

Hashim-Abdul Khaliq

 

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