Zwei Frauen liegen auf Wiese und bilden ein Herzsymbol mit den Händen, fotolia.com | baranq © fotolia.com | baranq

Medizin und Versorgung

Frauenherzen schlagen anders

Leben mit Fallot-Tetralogie

Wissenschaftlicher Name der Studie

Impact of Gender and Age on Cardiovascular Function Late After Repair of Tetralogy of Fallot

In Deutschland leben rund 15.000 Menschen mit einer Fallot-Tetralogie. Es ist der häufigste zyanotische Herzfehler. Die betroffenen Patienten sind auch als „blue babys“ bekannt, da sie mit einem bläulichen Hautton zur Welt kommen.

Ein Forscherteam des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler hat untersucht, wie es den Patienten mehrere Jahre nach der Operation geht. Dabei gingen die Wissenschaftler auch der Frage nach, ob geschlechtsspezifische Unterschiede zu beobachten sind.

Das Ergebnis liefert wichtige Hinweise für Forschung, Diagnostik und Therapie.

Besonderheiten des weiblichen Herzens berücksichtigen

Frauenherzen schlagen anders. Das bestätigten die Ergebnisse einer umfassenden Studie zum postoperativen Krankheitsverlauf bei Patienten mit einer Fallot-Tetralogie, an der sich deutschlandweit 14 Herzzentren beteiligt hatten.

„Die Studie zeigt, dass Frauen mit Fallot-Tetralogie in der bisherigen Behandlungspraxis benachteiligt werden, weil sie anders behandelt werden müssten als Männer. Die bisherigen Referenzwerte bilden die Besonderheiten des weiblichen Herzens nicht ausreichend ab“, erklärt Studienleiter Professor Dr. Samir Sarikouch von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Krankheitsverlauf bei Frauen anders

Unter Federführung des Herz- und Diabeteszentrums NRW untersuchten die Wissenschaftler mehr als 400 Patientinnen und Patienten mit Fallot-Tetralogie und erhoben dabei auch geschlechtsspezifische Referenzwerte. Das Ergebnis: Frauenherzen sind im Verhältnis kleiner als Männerherzen. Die körperliche Belastbarkeit der Patientinnen fiel zugleich deutlich geringer aus als die der Patienten.

Geschlechtsspezifische Unterschiede stellten die Wissenschaftler auch beim Langzeitverlauf der Erkrankung fest. „Bei vergleichbaren Restbefunden müssen Frauen eher reoperiert werden, um irreparable Belastungen der rechten Herzkammer zu vermeiden“, so Sarikouch. „Werden solche Eingriffe zu spät durchgeführt, kann das zu Herzinsuffizienz und Herzversagen führen.“

  • Kurz erklärt: Was ist eine Fallot-Tetralogie?

    Die Fallot-Tetralogie, kurz: ToF, ist mit einem Anteil von 5,5 Prozent einer der häufigsten angeborenen Herzfehler. Sie ist zudem der häufigste zyanotische Herzfehler. Der Name der Erkrankung geht auf den französischen Arzt Étienne Fallot zurück, der die Herzfehlbildung als Erster beschrieb. „Tetralogie“ bedeutet „aus vier Teilen bestehend“ und weist darauf hin, dass bei dieser Erkrankung vier Fehlbildungen gemeinsam vorliegen: Das Herz weist eine Verengung im Ausflusstrakt des rechten Herzens (Pulmonalstenose), ein Loch in der Herzscheidewand (Ventrikelseptumdefekt), eine Verlagerung der Hauptschlagader (reitende Aorta) sowie eine Verdickung der rechten Herzkammer (Rechtsherzhypertrophie) auf.

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Geschlechterunterschiede berücksichtigen

Jenseits der Frauenheilkunde hat sich die medizinische Forschung lange Zeit an Männern orientiert und die Ergebnisse dann auf Frauen übertragen. Ein Dilemma, dass sich auch auf dem Gebiet der angeborenen Herzfehler bemerkbar macht. „Wir haben bisher vernachlässigt, dass Frauenherzen anders behandelt werden müssen als Männerherzen“, stellt Sarikouch fest.

Der Kinderkardiologe empfiehlt, die Guidelines für Reoperationen bei der Fallot-Tetralogie entsprechend zu überdenken und Geschlechterunterschiede zu berücksichtigen. Auch wollen die Wissenschaftler ein Verfahren entwickeln, um Patienten individuelle Risikoanalysen anzubieten.

  • Wissenschaftliche Details zur Studie

    Erfahren Sie mehr zum Studiendesign, den Materialien und Methoden, sowie zu den Hintergründen der Studie:

    Publikationen

    • 11/2011

      Impact of gender and age on cardiovascular function late after repair of tetralogy of Fallot: percentiles based on cardiac magnetic resonance.

      Sarikouch S, Koerperich H, Dubowy KO, Boethig D, Boettler P, Mir TS, Peters B, Kuehne T, Beerbaum P

      Circulation. Cardiovascular imaging 4, 6, 703-11, (2011). Diese Publikation bei PubMed anzeigen.

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