Herzrasen und Herzstolpern im Ruhezustand? Herzrhythmusstörungen bei AHF sind ein Fall für den EMAH-Spezialisten., iStockphoto.com | standret © iStockphoto.com | standret

Medizin und Versorgung

Herz außer Takt?

Vorhofflimmern und Vorhofflattern sind Fälle für Spezialisten

Wissenschaftlicher Name der Studie

Impact of specialized electrophysiological care on the outcome of catheter ablation for supraventricular tachycardias in adults with congenital heart disease: Independent risk factors and gender aspects

Unser Herz schlägt bis zu 100.000 Mal pro Tag, im Durchschnitt 60 bis 80 Mal in der Minute. Bei Aufregung, Sport oder starker körperlicher Belastung schlägt das Herz vorübergehend schon mal schneller. Wenn das Herz jedoch im Ruhezustand stolpert oder rast, steckt oft eine Herzrhythmusstörung dahinter.

Bei supraventrikulären Tachykardien (SVT) handelt es sich um schnelle Herzrhythmusstörungen. Dahinter können angeborene Störungen des Reizleitungssystems stecken. Weitere mögliche Ursachen, zumeist im fortgeschrittenen Alter, sind eine mangelhafte Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (myokardiale Hypoxie), eine veränderte Strömungsmechanik des Blutes, oder Reentry-Kreisläufe, die sich um Narbengewebe oder Patchmaterial bilden können.

Vorhofflimmern ist keine Seltenheit

Am häufigsten ist das so genannte Vorhofflimmern. Laut Deutscher Herzstiftung sind etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen. Eine andere Form der supraventrikulären Tachykardie ist das Vorhofflattern. Auch beim Vorhofflattern ist der Herzschlag unregelmäßig und meist beschleunigt. Im Unterschied zum Vorhofflimmern handelt es sich beim Vorhofflattern jedoch um eine Rhythmusstörung, die meist vom rechten Vorhof des Herzens ausgeht.

Oft erst zufällig und spät entdeckt

In der Regel treten solche Herzrhythmusstörungen erst im fortgeschrittenen Alter auf. Bei Menschen mit angeborenen Herzfehlern zählen sie zu den häufigsten Spätkomplikationen. Die Symptome reichen von Herzrasen und Herzstolpern bis zu Schwindel, Ohnmacht und Übelkeit. Doch jeder zweite Patient hat überhaupt keine Beschwerden. Oft werden sie dann zufällig und erst spät entdeckt.

Selbst wenn supraventrikuläre Tachykardien nur sehr selten akut lebensbedrohlich sind: Auf Dauer führen sie zu einer Überlastung des Herzmuskels und verringern die Pumpleistung. Das erhöht das Risiko für Herzschwäche. Und es erhöht das Risiko für einen Schlaganfall, da sich Blutgerinnsel bilden können. Herzrhythmusstörungen erfordern daher dringend ärztliche Hilfe.

  • Gut zu wissen

    Was tun bei Verdacht auf Herzrhythmusstörungen?

    Herzrasen und Herzstolpern im Ruhezustand? Herzrhythmusstörungen bei AHF sind ein Fall für den EMAH-Spezialisten. © iStockphoto.com | standret
    Herzrasen und Herzstolpern im Ruhezustand? Herzrhythmusstörungen bei AHF sind ein Fall für den EMAH-Spezialisten.

    Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen können harmlos sein. Sie können jedoch auch zu immer wiederkehrende Schwindelattacken oder Ohnmachtsanfällen (Synkopen) und im schlimmsten Fall zum Herzkreislaufstillstand führen. Treten wiederholt Herzklopfen, Herzrasen oder Herzstolpern auf, empfiehlt es sich daher, in den nächsten Tagen den behandelnden Arzt oder EMAH-Spezialisten aufzusuchen, um die entsprechende Therapie einzuleiten.

    Hören die Beschwerden nicht auf und sind mit Angstzuständen, Schwindelattacken oder Atemnot verbunden oder treten Bewusstseins- und Empfindungsstörungen auf, ist sofort der Notarzt zu rufen.

    Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen werden neben Medikamenten etwa die Elektrokardioversion und die Katheterablation eingesetzt. Viele Patienten müssen außerdem gerinnungshemmende Arzneimittel einnehmen, um einem Schlaganfall vorzubeugen.

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Wie gut wirkt die Katheterablation?

Die bislang erfolgreichste Methode der Behandlung von Vorhofflimmern und Vorhofflattern ist die Katheterablation, bei der die Fehlimpulse aus den Lungenvenen mittels Katheter entweder durch Hitze oder Kälte gestoppt werden. Dabei wird gezielt nur das beteiligte Herzgewebe verödet und kann so die Fehlimpulse nicht mehr weiterleiten. Doch wie dauerhaft ist der Erfolg dieser Behandlung bei angeborenen Herzfehlern, wie oft muss sie erneut vorgenommen werden und wovon genau hängt das ab? Das haben Alicia Jeanette Fischer und ihr Team unter der Leitung des EMAH-Spezialisten Gerhard-Paul Diller vom Universitätsklinikum Münster im Rahmen der großen OptAHF-Studie untersucht.

Mit Unterstützung der BARMER GEK konnten die Forschenden dazu über einen Zeitraum von drei Jahren die Daten aller Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern nachbeobachten, die sich aufgrund supraventrikulärer Tachykardien (SVT) einer ersten Katheterablation unterzogen haben. In die Analyse der Daten einbezogen wurden sowohl Alter und Geschlecht als auch die Schwere des angeborenen Herzfehlers und der Spezialisierungsgrad der behandelnden Institution.

Spezialisierte Behandlung erhöht die Erfolgschancen

Insgesamt 485 Patienten wurden aufgrund von SVT per Katheterablation behandelt, fast die Hälfte davon Frauen (49,5 Prozent). Der Altersdurchschnitt lag bei rund 58 Jahren. „Im Verlauf der dreijährigen Nachbeobachtungszeit konnten wir eine deutliche Zunahme dieser Eingriffe beobachten, meist aufgrund von Vorhofflimmern, häufig auch wegen Vorhofflattern. Betroffen waren vor allem Patienten im fortgeschrittenen Alter mit einem moderaten bis schweren angeborenen Herzfehler“, resümiert Erstautorin Alicia Jeanette Fischer, Fachärztin für Innere Medizin am EMAH-Zentrum des Universitätsklinikums Münster.

Dabei erwiesen sich eine chronische Nierenerkrankung und Vorhofflimmern als voneinander unabhängige Vorzeichen für eine erneute Behandlung. Davon abgesehen jedoch zeigte sich, dass eine Katheterablation deutlich seltener wiederholt werden musste, wenn die primäre Ablation in einem spezialisierten AHF-Zentrum durchgeführt wurde. Besonders auffällig war das bei weiblichen Patienten. „Frauen, die in spezialisierten Zentren behandelt wurden, hatten ein 1,6-fach geringeres Risiko, sich einer Wiederholungsbehandlung unterziehen zu müssen“, so Alicia Jeanette Fischer.

Wichtige Erkenntnis

Aus Sicht der Forschenden spricht das Forschungsergebnis einmal mehr für die spezialisierte medizinische Versorgung bei angeborenen Herzfehlern. „Das wird offenkundig noch immer unterschätzt. Insofern sind wir dankbar, dass wir das mit Unterstützung des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss und der BARMER in einer bundesweiten Betrachtung genauer untersuchen konnten. Die Ergebnisse sprechen klar dafür, die Behandlung von Herzrhythmusstörungen bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern zu zentralisieren“, sagt OptAHF Studienleiter Gerhard-Paul Diller.

  • Wissenschaftliche Details zur Studie

    Erfahren Sie mehr zum Studiendesign, den Materialien und Methoden, sowie zu den Hintergründen der Studie:

    Publikationen

    • 1.11.2021

      Impact of specialized electrophysiological care on the outcome of catheter ablation for supraventricular tachycardias in adults with congenital heart disease: Independent risk factors and gender aspects.

      Fischer AJ, Enders D, Wasmer K, Marschall U, Baumgartner H, Diller GP

      Heart rhythm 18, 11, 1852-1859, (2021). Diese Publikation bei PubMed anzeigen.

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OptAHF-Spezial

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