Medizin und Versorgung | Umfrage
Krebsrisiko bei angeborenem Herzfehler
Wie gut läuft es mit der Vorsorge?
Wissenschaftlicher Name der Studie
Früherkennung von malignen Erkrankungen bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern – „Krebsvorsorge bei EMAH“
Es sind enorme Fortschritte in der Kinderherzmedizin, die dazu geführt haben, dass heute über 90 Prozent aller Kinder, die mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt kommen, das Erwachsenenalter erreichen. Dank medizinischer Forschung hat sich inzwischen die Versorgung auch von Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH) deutlich verbessert, etwa durch auf EMAH spezialisierte Ärztinnen, Ärzte und Zentren.
Die spezialisierte Nachsorge ist wichtig, denn zur Wahrheit gehört auch: Mit steigender Lebenserwartung wächst für die Patientinnen und Patienten sowohl das Risiko von Folgeerkrankungen und Spätkomplikationen als auch das Risiko, vorzeitig an einer so genannten erworbenen Erkrankung zu versterben. Krebserkrankungen zählen dazu.
Jeder Zweite erkrankt im Laufe seines Lebens
Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in der Allgemeinbevölkerung. Statistisch gesehen erkrankt heute jeder Zweite im Laufe seines Lebens daran. Neben genetischen Faktoren sind es vor allem ein höheres Lebensalter, die grundsätzlich gestiegene Lebenserwartung, der Lebensstil sowie verschiedene Umwelteinflüsse, die eine Erkrankung wahrscheinlich machen.
Schon junge EMAH sind besonders gefährdet
Jüngste Studien belegen, dass Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken, als „Herzgesunde“, und dies bei einem Durchschnittsalter von 27 schon in vergleichsweise jungen Jahren. Genetische Veränderungen, die auch den angeborenen Herzfehler begünstigt haben, sowie eine erhöhte Strahlenbelastung bei medizinischen Behandlungen scheinen mit dem erhöhten Risiko in Verbindung zu stehen.
Die häufigsten Drei bei Frauen und Männern
Es sind jeweils drei Krebsarten, die besonders häufig sind. Wie in der Allgemeinbevölkerung ist bei Frauen mit angeborenem Herzfehler Brustkrebs die vorherrschende Diagnose, gefolgt von Darm- oder Lungenkrebs; männliche EMAH erkranken wie alle Männer vor allem an Prostatakrebs, Darm- oder Lungenkrebs.
Lebensretter Krebsvorsorge
Wir sehen Erwachsene mit angeborenem Herzfehler, die viel zu früh an einer zu spät diagnostizierten Krebserkrankung sterben. Das ist nicht hinnehmbar. Je früher ein Krebsrisiko oder eine Krebserkrankung festgestellt wird, desto größer sind nachweislich die Chancen auf Vermeidung oder auf eine rechtzeitige Behandlung, die für eine verbesserte Lebenserwartung und gute Lebensqualität sorgt.
Für EMAH gilt das in besonders hohem Maße. Die regelmäßige Krebsvorsorge sowie Maßnahmen der Krebsfrüherkennung sind für sie von entscheidender Bedeutung.
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Gut zu wissen
Krebsfrüherkennung und Krebsvorsorge
Die Krebsfrüherkennung zielt darauf ab, einen bösartigen Tumor im Frühstadium zu entdecken, noch bevor er Beschwerden verursacht. Das erhöht die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung und damit die Heilungs- und Überlebenschancen. Die Krebsvorsorge hilft, Vorstufen einer Krebserkrankung, etwa erste Gewebeveränderungen, zu erkennen und die Krebserkrankung zu verhindern.
Aktuell übernehmen die Krankenkassen die Kosten für folgende freiwillige Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung und Krebsvorsorge:
- Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
- Früherkennung von Brustkrebs
- Früherkennung von schwarzem Hautkrebs oder weißem Hautkrebs
- Früherkennung von Prostatakrebs
- Früherkennung von Darmkrebs
Der Nutzen dieser gesetzlichen Angebote ist wissenschaftlich belegt und unter Fachleuten weitgehend anerkannt.
Gut informieren – frei entscheiden
Dennoch haben auch die gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramme Nachteile. Eine Früherkennung erhöht zwar die Heilungschancen, garantiert aber keine Heilung. Krebs kann sich rasch entwickeln und sich auch zwischen zwei Untersuchungsterminen bemerkbar machen. Und keine Untersuchungsmethode ist hundertprozentig zuverlässig. Fehldiagnosen sind möglich. Auch sind, etwa bei einer Darmspiegelung, Komplikationen nicht vollkommen auszuschließen. Umso wichtiger ist es, Vor- und Nachteile der Untersuchung gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt gegenüber dem jeweiligen Nutzen abzuwägen.
Umfassende Informationen zu Krebsfrüherkennung und Krebsvorsorge bietet das Bundesministerium für Gesundheit.
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Wie nehmen EMAH die Krebsvorsorge in Anspruch? Finden sie passende Angebote?
Aus Untersuchungen ist bekannt, dass die gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramme allgemein noch zu wenig in Anspruch genommen werden. Wie das bei EMAH aussieht, wollen wir jetzt unbedingt herausfinden. Eine US-Studie hat gezeigt, dass Frauen mit angeborenem Herzfehler in Sachen Krebsvorsorge deutlich zurückhaltender waren als die herzgesunde Vergleichsgruppe.
Per repräsentativer bundesweiter Umfrage unter den Teilnehmenden des Nationalen Registers wollen wir daher auch ermitteln, was mögliche Hürden sind, die EMAH von der Krebsvorsorge abhalten.
Unser Ziel ist es, durch diese Studie einen Überblick über die Inanspruchnahme der gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramme durch EMAH zu gewinnen und mögliche Hürden zu erkennen, um in Zukunft patientengerechte Angebote zur Krebsverhütung und Krebsfrüherkennung machen zu können. Dadurch ließe sich die Anzahl von EMAH, die an Krebs erkranken und frühzeitig versterben, vermindern.
Umfragestart im Herbst 2024
Viele Registerteilnehmende werden Post per Brief oder E-Mail vom Nationalen Register erhalten, um an der dafür erarbeiteten Online-Befragung teilnehmen zu können. Für Ihre Beteiligung bedanken wir uns schon jetzt. Sie kann Leben retten.
Verantwortlich für das Projekt:
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Prof. Dr. med. Oktay Tutarel
Oktay Tutarel ist Professor für „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern" an der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Er leitet das Zentrum für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) an der Klinik für angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). mehr
Oktay Tutarel absolvierte sein Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Dort erfolgte auch seine Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Nach einem Fellowship am Adult Congenital Heart Centre and National Centre for Pulmonary Hypertension des Royal Brompton Hospital in London/Großbritannien habilitierte er 2014 zum Thema „Biomarker bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern“. Der zertifizierte EMAH-Spezialist wechselte 2016 an das Deutsche Herzzentrum München. Bis Juni 2024 war er hier als Oberarzt in der Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie sowie als Professor für Angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter an der Technischen Universität München tätig. Im Juli 2024 hat er die Leitung des Zentrums für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) an der Klinik für angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) übernommen. Zudem wurde er als Professor für „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“ an die Charité – Universitätsmedizin Berlin berufen.
Oktay Tutarel ist gewähltes Mitglied des Nukleus der AG „Kongenitale Herzfehler im Erwachsenenalter“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und Mitglied und Secretary des Nukleus der „ESC Working Group on Grown Up Congenital Heart Disease” der European Society of Cardiology (ESC). Als Entsandter der DGK gehört er seit 2018 der EMAH-Taskforce an. Er ist Mitglied des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler e. V. und gehört dem Lenkungsausschuss des Forschungsverbundes an.
Deutsches Herzzentrum der Charité
Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin -
Dr. med. Ulrike Bauer
Ulrike Bauer ist Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler e. V. und des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler e. V. mehr
Ulrike Bauer hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Humanmedizin studiert. Nach ihrer Promotion zur Echokardiographie bei angeborenen Herzfehlern absolvierte sie am Bezirkskrankenhaus in Chemnitz zunächst eine internistische Facharztausbildung bevor sie an das Institut für kardiovaskuläre Diagnostik der Charité Berlin und von dort aus in die Kinderkardiologie des Deutschen Herzzentrums Berlin wechselte. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter E. Lange begann Ulrike Bauer 1997 mit dem Aufbau eines bundesweiten Registers für angeborene Herzfehler. Gemeinsam getragen vom Stiftungsrat des Deutschen Herzzentrums Berlin und den kardiologischen Fachgesellschaften sowie mit Unterstützung durch Eltern- und Patientenverbände ging aus der Initiative von Prof. Dr. Peter E. Lange 2003 der Verein Nationales Register für angeborene Herzfehler e. V. hervor. Im selben Jahr fiel der Startschuss für den aus Mitteln des Bundes finanzierten Aufbau des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler. Ulrike Bauer ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK), der European Society of Cardiology (ESC), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und der Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC).
Kompetenznetz Angeborene Herzfehler e. V.
Netzwerkzentrale
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin