Trotz zumeist milder Verläufe: Corona kann besonders jungen Risikopatienten gefährlich werden., iStockphoto.com | FamVeld © iStockphoto.com | FamVeld

Wichtige Patienteninformation

Corona: Verläufe, Folgen und Komplikationen

Was wir bis jetzt aus der Forschung wissen

Zu den Folgen einer Covid-19 Infektion sowie zu den mit ihr verbundenen Folgeerscheinungen und Komplikationen auch bei angeborenen Herzfehlern wird seit Pandemiebeginn sowohl international als auch national intensiv geforscht.

Dabei beschäftigen sich verschiedene wissenschaftliche Analysen, u. a. mit Unterstützung durch das Nationale Register am Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, zusätzlich mit den indirekten gesundheitlichen Folgen der Pandemie, etwa ihren Auswirkungen auf die Lebensqualität.

Allgemein überwiegen unproblematische Verläufe

Laut Corona-Informationsseite des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) spüren rund 80 Prozent aller an Covid-19 Erkrankten wenig bis gar nichts von ihrer Corona-Infektion. Etwa zwei bis drei Wochen dauert eine SARS-CoV-2-Infektion bei einem milden Verlauf. Maximal vier Wochen, bei schweren Verläufen acht Wochen, rechnet das BMG für die akute Krankheitsphase vor. Nach Intensivbehandlungen ließen sich häufig organspezifische Langzeitfolgen beobachten, informiert die Seite weiter. Und auch weniger schwer Erkrankte könnten über die akute Krankheitsphase hinaus Erkrankungs-Symptome haben oder neu entwickeln. Doch was davon trifft bei einem angeborenen Herzfehler zu?

Nicht auf die leichte Schulter nehmen

Die aktuelle Forschungslage bestätigt, dass die Ansteckung mit dem Corona-Virus besonders bei Kindern und Jugendlichen in den meisten Fällen milde und oft ohne Krankheitsanzeichen verläuft, auch bei angeborenen Herzfehlern. Zu den häufigsten Symptomen zählen Husten, Schnupfen, Fieber, Halsschmerzen, Geruchs- oder Geschmacksverlust.

Forscher warnen jedoch davor, eine Infektion auf die leichte Schulter zu nehmen. Einer amerikanischen Studie zufolge waren Covid-19-Krankenhausaufenthalte in dieser Altersgruppe zwar selten, doch immer noch dreimal häufiger als bei einer Influenza. 2.443 Fälle (davon in Deutschland 2.411) von Kindern mit Covid-19, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten, hat die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) für die Monate bis einschließlich November 2021 für Deutschland und Österreich erfasst. 114 Kinder (rund 5 Prozent) kamen auf die Intensivstation. 0,3 Prozent der Kinder sind gestorben. Nach DGPI-Angaben hatte über ein Viertel der Erkrankten bei Entlassung noch verbleibende Krankheitsanzeichen.

Sorge bereiten neben der Delta-Variante, die sich seit dem Frühjahr 2021 rasant ausgebreitet hatte, und der seit Januar 2022 zunehmend vorherrschenden neuen Omikron-Variante sowohl die als Long Covid bezeichneten Folgeerkrankungen als auch Komplikationen wie PIMS/MIS-C. Kinderkardiologen raten daher dringend, den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu folgen und sich insbesondere bei vorliegenden Risikofaktoren ab einem Alter von fünf Jahren impfen zu lassen.

  • Unsere Empfehlung

    Impfen, AHA-L-A, Impfschutz überprüfen

    Trotz zumeist milder Verläufe: Corona kann besonders jungen Risikopatienten gefährlich werden. © iStockphoto.com | FamVeld
    Trotz zumeist milder Verläufe: Corona kann besonders jungen Risikopatienten gefährlich werden.

    Wir raten neben der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) ) jeweils empfohlenen mRNA-Schutzimpfung ab zwölf bzw. für Risikopatienten ab fünf Jahren und der Auffrischungsimpfung drei Monate nach vollständiger Impfung unverändert zur unbedingten Einhaltung der aktuellen Anweisungen der zuständigen Behörden und der AHA+L+A-Regeln (A = Abstand, H = Hygiene, A = Alltagsmaske, L = Lüften, A = Corona-Warn-App) auch für Genesene, vollständig Geimpfte und geboosterte Geimpfte.

    Auch empfehlen wir bei angeborenen Herzfehlern dringend die Überprüfung Ihres Grippe- und Pneumokokken-Impfschutzes bzw. des entsprechenden Impfschutzes Ihres Kindes. Normalerweise wird diese Impfung im Rahmen der Routine-Vorsorgeuntersuchung vom behandelnden Kinderarzt durchgeführt. Eine Impfung gegen Pneumokokken und Influenza gehört bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern grundsätzlich zur den allgemein von der STIKO empfohlenen Impfungen. Fälle von Corona- und Grippe-Infektionen wurden auch als Doppel-Infektion berichtet. Da bei einer Covid-19/SARS-CoV-Infektion die Lungenentzündung die Hauptkomplikation darstellt, sollte unbedingt auch bei erwachsenen AHF-Patienten der gegen Pneumokokken empfohlene Impfschutz überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt werden.

    Insgesamt gilt für alle Patienten mit angeborenen Herzfehlern ab einem Alter von zwölf Jahren, wie für herzgesunde Menschen auch, die dringende Empfehlung, die kostenlosen Schutz- und Boosterimpfungen in Anspruch zu nehmen und damit auch die Jüngsten zu schützen. Risikopatienten, die jünger als zwölf Jahre alt sind, sollten ab einem Alter von fünf Jahren ebenfalls dringend mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech geimpft werden.

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Was sagen Studien über die Risiken schwerer Covid 19-Verläufe?

Studien aus den USA und Großbritannien, aber auch aus Deutschland, haben gezeigt, dass im Zusammenhang mit den insgesamt seltenen schweren Krankheitsverläufen weniger ein angeborener Herzfehler allein als vielmehr die Kombination mit Begleiterkrankungen der Lunge und weiterer Organe sowie mit davon unabhängigen Risikofaktoren wie Diabetes, männliches Geschlecht und Übergewicht ausschlaggebend waren. Ein ähnliches Bild zeigt die Studienlage für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die stärksten Risikofaktoren für eine stationäre Einweisung waren Typ-1-Diabetes und starkes Übergewicht. Schwere Krankheitsverläufe wurden bei Typ-1-Diabetes sowie bei angeborenen Herzfehlern beobachtet. Mehr zu diesen Studien sowie zum aktuellen Forschungsstand zu Long Covid und PIMS/MIS-C erfahren Sie auch im Faktencheck der Deutschen Herzstiftung mit Professor Dietmar Schranz.

Schwere angeborene Herzfehler zählen zu den großen Risikofaktoren

Der Gruppe der AHF-Patienten mit dem höchsten Risiko für eine schwer verlaufende Covid-19-Infektion gehören Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Einkammerherzen (Fontan-Zirkulation), stark verminderter Lungenfunktion (Zyanose), schwerer Herzinsuffizienz, schwerer pulmonaler Hypertonie, nach einer Herztransplantation sowie mit chronischer Lungen-, Leber- oder Nieren-Erkrankung, Immunschwäche (u. a. Di George Syndrom, Asplenie, Trisomie 21) und mit bereits bestehenden Erkrankungen der Koronararterien an.

Zu welchen Virusvarianten wurde und wird geforscht?

Die derzeitige Faktenlage zu den Folgen einer Ansteckung beruht überwiegend auf Ergebnissen aus Datenerhebungen und -auswertungen aus Lockdown-Zeiten, die noch dazu vor allem Infektionen mit der zunächst verbreiteten Alpha-Variante von SARS-CoV-2 berücksichtigen.

Zu den Krankheitsverläufen bei einer Delta-Infektion, der seit Frühjahr 2021 zunächst vorherrschenden, als aggressiver geltenden Variante, ist die Datenlage hingegen noch nicht hinreichend aussagefähig. Das gilt auch für die noch einmal deutlich ansteckendere Omikron-Variante, die Expertinnen und Experten derzeit größte Sorgen bereitet.

Bislang konnten bei der Delta-Variante im Unterschied zu ihren Vorgängern eine leichtere Übertragbarkeit des Virus, eine erhöhte Fähigkeit, eine Erkrankung hervorzurufen (Virulenz) sowie schwerere Krankheitsverläufe und auch eine höhere Sterblichkeit bei nicht oder nicht vollständig geimpften Personen beobachtet werden.

Boostern ist unbedingt ratsam

Zudem werden die neuen Virusvarianten nach derzeitigem Forschungsstand weniger gut durch das Immunsystem von bereits genesenen oder vollständig geimpften Personen abgewehrt. Eine Auffrischungs- bzw. Boosterimpfung ist daher unbedingt ratsam. An einer angepassten Impfung, die zuverlässigen Schutz auch vor der Omikron-Variante bietet, wird derzeit mit Hochdruck geforscht.

Medikamente sind kein Ersatz für Impfung

Auch an Arzneimitteln gegen Corona wird intensiv gearbeitet. Bis Mitte Dezember 2021 lag die Zulassungsempfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für insgesamt fünf Covid-Medikamente vor. Weitere sollen zügig folgen. Noch stehen abschließende Genehmigungen etwa auch für das bislang in den USA nur nach Notfallzulassung im Einsatz befindliche Paxlovid aus. Unter Experten gelten Mittel wie Paxlovid, die schwere Krankheitsverläufe einzudämmen helfen sollen, jedoch lediglich als eine Säule der Behandlung bei Coronavirus-Erkrankung. Entsprechend hat die amerikanische Arzneimittel-Behörde FDA erklärt, dass das Medikament kein Ersatz für eine Impfung sei.

  • Gut zu wissen

    Welche Corona-Varianten gibt es in Deutschland?

    Laut Robert Koch-Institut hatte die Variante Delta im Frühjahr 2021 die Corona-Variante Alpha innerhalb von zehn Wochen überholt. Seit Dezember 2021 ist in steigendem Tempo die Omikron-Variante auf dem Vormarsch. Seit Januar 2022 dominiert sie auch in Deutschland das Infektionsgeschehen. Danach folgen nach Häufigkeit: Delta, Alpha, Gamma und Beta. Die beiden Letzteren kommen hierzulande vergleichsweise selten vor.

    Die wissenschaftlichen Namen für die entdeckten Corona-Varianten setzen sich aus einer Kombination aus Buchstabe und Zahlen zusammen. Doch die lassen sich kaum merken. Daher wurde eine Weile dazu übergegangen, sie nach dem Land zu benennen, in dem sie als erste entdeckt wurden. Um damit verbundenen Diskriminierungen vorzubeugen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Corona-Varianten, die unter Beobachtung stehen, im Mai 2021 umbenannt. Die als besorgniserregend geltenden Corona-Varianten (VOC) heißen nun:

    • Variante Alpha (B.1.1.7), seit September 2020 bekannte, so genannte britische Variante.
    • Variante Beta (B.1.351), seit Mai 2020 bekannte, so genannte südafrikanische Mutante.
    • Variante Delta (B.1.617.2), seit Oktober 2020 bekannte Linie der so genannten indischen Variante.
    • Variante Gamma (P.1), seit November 2020 bekannte, so genannte brasilianische Variante.
    • Variante Omikron (B.1.1.529), seit Ende November 2021 bekannte, so genannte südafrikanische Variante.
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Vollständig Geimpfte und Geboosterte sind besser geschützt

Vermutet werden muss, dass selbst vollständig Geimpfte durch die Delta-Variante leichter erneut erkranken. Dafür sprachen etwa die Ergebnisse einer im Juli 2021 vorab veröffentlichten, noch nicht peer-reviewten Studie aus Indien. Ein ähnliches Bild spiegeln erste Analysen aus Großbritannien auch für die inzwischen grassierende Omikron-Variante wider. Zwar schätzen Experten das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei solchen Impfdurchbrüchen als extrem niedrig ein. Doch deuten die Daten aus Großbritannien zudem auf eine im Vergleich zur Delta-Variante noch höhere Übertragbarkeit von Omikron hin.

Da Laboranalysen zugleich nahelegen, dass sich der Impfschutz mit der Zeit nach abgeschlossener Grundimmunisierung verringert, durch eine Auffrischung jedoch auch gegenüber der Omikron-Variante zumindest teilweise wieder hergestellt werden kann, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Auffrischungsimpfung ab drei Monaten nach Abschluss der Grundimmunisierung. Bereits Genesene sollten sich in einem Abstand von drei Monaten nach der Infektion einmalig impfen lassen.

Empfehlungen nach Risikogruppen

  • Mäßiges Risiko

    Alle Patienten, deren Diagnosen nicht unter jene mit niedrigem oder hohem Risiko fallen.

    Grundsätzliche Empfehlung

    Ab einem Alter von zwölf Jahren unbedingt impfen und die Impfung ab drei Monate nach Grundimmunisierung auffrischen lassen. Für Kinder ab fünf Jahren, Jugendliche und Erwachsene bis 30 Jahre wird zur Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech geraten.

    Empfehlungen für Arbeit, Kindergarten, Hort, Schule und Freizeit

    Vermeidung von Kontakt zu Erkrankten oder Personen mit Verdacht auf Erkrankung. Beachtung der AHA+L+A-Regeln (A = Abstand, H = Hygiene, A = Alltagsmaske, L = Lüften, A = Corona-Warn-App) und der staatlichen Pandemieverordnungen.

    Medizinisches Versorgung bei Erkrankung an Covid-19

    Auch bei leichten Symptomen ärztliche Untersuchung beim Kinderkardiologen/EMAH-Kardiologen durchführen. Bei Luftnot oder Flüssigkeitsmangel oder Zunahme von Beschwerden frühzeitige stationäre Aufnahme und Beratung durch Kinderkardiologen/EMAH-Kardiologen.

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