Wichtige Patienteninformation
Impfung ist der beste Schutz
Auch bei angeborenen Herzfehlern überwiegen die Vorteile
Mit dem Omikron-Subtyp BA.2 erleben wir seit dem Sommer 2022 eine weitere Corona-Welle. Aufgrund der steigenden Infektionen mit der zunächst vor allem in Portugal verbreiteten neuen Untervariante BA.5 der Omikron-Mutante ist auch für den Herbst mit einem zusätzlich verschärften Infektionsgeschehen zu rechnen.
Auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern gilt: Die verfügbaren mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 bieten nach vollständiger Impfung plus Booster-Impfung und erneuter Auffrischung nach drei Monaten einen hohen Schutz davor, schwer an Corona zu erkranken. Doch die Impfraten sind noch nicht zufrieden stellend.
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Aktuelles
Wie gut sind wir in Deutschland geschützt?
© iStockphoto.com | Bihlmayer Fotografie
Vollständig Geimpfte haben das geringste Risiko. Je mehr Menschen sich gegen COVID-19 impfen lassen, desto größer der Schutz auch für Risikopatienten vor schweren Erkrankungen mit unter Umständen sogar tödlichem Ausgang. Doch noch ist der Impfstatus in Deutschland zu niedrig für einen wirkungsvollen Schutz der Gesamtbevölkerung: Nur knapp über 76 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger hatten Ende Juli 2022, eine Grundimmunisierung. Rund 62 Prozent haben zudem eine Auffrischungsimpfung erhalten und gelten damit rechtlich als vollständig geimpft.
Unter den fünf- bis elf-Jährigen waren bis Ende Juli 2022 rund 20 Prozent vollständig geimpft. Rund 70 Prozent der 12- bis 17-Jährigen haben bis lang eine vollständige Impfung und rund 31 Prozent eine erste Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) erhalten.
Zum aktuellen Stand der Impfungen informiert das Robert Koch-Institut (RKI).
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Kinder ab 5 sollten geimpft sein
Seit Mai 2022 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung aller Kinder ab fünf Jahren. Besonders wichtig ist die Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen und für Kinder, die viel Kontakt zu vorerkrankten Personen haben, etwa zu Geschwistern mit klinisch relevanten angeborenen Herzfehlern oder zu Erwachsenen mit gesundheitlichen Vorbelastungen. Der mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech wird in einer kindergerechten Dosis verabreicht.
Wie sicher ist die Impfung auch bei schweren AHF?
Der Kieler Kinderkardiologe und Vorsitzende des Kompetenznetz Angeborene Herzfehler Professor Anselm Uebing rät gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen dringend, den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu folgen und Kinder ab fünf Jahren unbedingt mit dem Comirnaty mRNA-Impfstoff von BioNTech impfen zu lassen: „Das gesundheitliche und soziale Risiko einer Infektion ist schlicht viel zu hoch. Das steht in keinem akzeptablen Verhältnis zu den verschwindend geringen Risiken einer Impfung. Die Impfung wird nachweislich auch von Kindern und Jugendlichen mit schweren angeborenen Herzfehlern gut vertragen, bei denen die Gefahr lebensbedrohender Komplikationen durch eine Corona-Infektion ungleich viel größer ist als bei herzgesunden Menschen.“
Covid-19-Komplikationen bei Kindern
Zu den sehr seltenen, jedoch schweren Komplikationen, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion bei Kindern beobachtet wurden, zählen das so genannte „pediatric inflammatory multisystem syndrome“, kurz PIMS oder MIS-C für „multisystem inflammatory syndrome in children“ sowie damit verbunden eine Vaskulitis, die dann auch zur Myokarditis führt.
„Auch wenn statistisch betrachtet nur „wenige“ Kinder betroffen sind und die Heilungsrate hoch ist, so ist ein MIS-C/PIMS doch ein schweres Erkrankungsbild mit ausgeprägten Gefäßentzündungen im gesamten Körper“, erläuterte Kinderkardiologe Professor Dietmar Schranz bereits im Interview mit der Deutschen Herzstiftung. Dazu müsse man wissen, dass bei einer SARS-Cov-2-Infektion die Endothelzelle der Gefäßinnenseiten das Hauptziel des Virus ist. Dort finde sich die höchste Dichte an ACE-2-Rezeptoren, an die es andocken kann. Von daher komme es zunächst zu einer Vaskulitis und erst im zweiten Schritt zu einer Myokarditis, so der pädiatrische Intensivmediziner aus Frankfurt.
Hohe Impfrate bietet besten Schutz bei maximaler Freiheit
Auf eine mögliche Erklärung dafür deuten wissenschaftliche Untersuchungen zu rund 1.000 Hepatitisfällen bei Corona erkrankten Kindern in 35 Ländern hin: „Es scheint so zu sein, dass bei den betroffenen Kindern eine bestimmte genetische Veranlagung und die Beteiligung von so genannten „Helfer-Viren“ wie zum Beispiel einem „Dependo“-Parvovirus zusammentreffen“, schätzt Dietmar Schranz die Ergebnisse ein.
Ob ein solcher Mechanismus auch bei einer Corona-assoziierten Myokarditis im Spiel sei, müsse noch erforscht werden. In jedem Fall jedoch sei eine hohe 90- bis 100-prozentige Impfrate, die der bei einer Impfpflicht entsprechen würde, der beste Schutz für alle Kinder und böte zugleich den höchsten Freiheitsgrad.
Impfnebenwirkungen sind das geringere Risiko
Zur Impfung rät der erfahrene Mediziner meist auch dann, wenn aus anderen Gründen bereits eine nicht-akut Infekt-bedingte, chronische Myokarditis vorliegt, „allerdings mit einer individualisierten Betreuung entsprechend den aktuellen kardialen Daten“. Eine Corona-Virus-Myokarditis könne dabei keinesfalls mit der äußerst seltenen Impfnebenwirkung einer Myokarditis-Reaktion gleichgesetzt werden. „Wer aufgrund einer Impfung eine kardiale Entzündungsreaktion bekommt, der sollte erst recht keine Corona-Infektion bekommen, da diese viel eher lebensbedrohend sein kann“, betont Professor Dietmar Schranz.
Studien aus den USA, Großbritannien und Israel zeigen das. Ihnen zufolge liegt das Myokarditis-Risiko bei einer Covid-19-Erkrankung mindestens um das Vierfache höher als das Risiko einer durch eine Impfung hervorgerufenen Herzmuskelentzündung. Experten weisen zudem darauf hin, dass sich für Nichtgeimpfte bei einer Corona-Infektion deutlich auch das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, akute Nierenschäden und Lungenembolien erhöht.
Weitere Informationen bietet die zuletzt im März 2022 aktualisierte Website der Deutschen Herzstiftung.
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Gut zu wissen
Welche Corona-Varianten gibt es in Deutschland?
Seit Dezember 2021 hat sich in steigendem Tempo die Omikron-Variante durchgesetzt. Inzwischen dominieren ihre Subvarianten zunehmend das Infektionsgeschehen. In Deutschland herrschte im Juni 2022 mit über 80 Prozent die Omikron-Untervariante BA.2 vor. Die Zahl der Infektionen, die auf den neuen ansteckenderen Omikron Subtypen BA.5 zurückzuführen sind, steigt jedoch auch hierzulande an. Danach folgen nach Häufigkeit: Alpha, Delta, Gamma und Beta. Gamma und Beta kommen hierzulande vergleichsweise selten vor.
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