Ist es nur eine harmlose Erkältung oder eine ernste Infektion?, iStockphoto.com | Wavebreakmedia © iStockphoto.com | Wavebreakmedia

Wichtige Patienteninformation

Patientenbrief des Vorstandes

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten, sehr geehrte Eltern,

die Pandemie mit dem neuen Virus Covid-19/SARS-CoV-2 hat unseren Alltag verändert, mit erheblichen Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Unsere folgenden Informationen für Sie werden wie alle Beiträge in unserem Corona-Spezial fortlaufend für Sie aktualisiert.

Vorrang hat es jetzt, die schnelle Ausbreitung des Virus einzudämmen und ein unkontrolliertes Ausbruchsgeschehen zu vermeiden, um die optimale medizinische Versorgung insbesondere schwer erkrankter Patienten zu gewährleisten. Befolgen Sie daher bitte weiterhin unbedingt die aktuellen Anweisungen und Regeln der zuständigen Bundes- und Landesbehörden. Beschränken Sie nach Möglichkeit Ihre Kontakte. Achten Sie auf die strikte Einhaltung der AHACL Regeln: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Corona-Warn-App und Lüften. Mehr dazu finden Sie unter „Jetzt wichtig zu wissen“ in diesem Corona-Spezial.

Ansteckung und Symptome: Was bis jetzt bekannt ist

Das Coronavirus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich 14 Tage. Die Ansteckung erfolgt auch durch Erkrankte, die nur wenige oder gar keine Symptome haben. Das Virus wird vor allem über Sekrete der Atemwege übertragen. Die Infektion verursacht meist ähnliche Beschwerden wie eine leichte Erkältung oder ein grippaler Infekt.

Zu den bislang festgestellten Symptomen zählen unter anderem Husten, Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Schnupfen, Geschmacks- und Geruchsverlust. Der neue Erregerstamm Covid-19/SARS-CoV-2 gehört zu den Viren, die schwere Infektionen der Atemwege wie eine Lungenentzündung hervorrufen können. Nach neuesten Erkenntnissen kann das Virus aber auch andere Organe wie das Herz oder die Nieren betreffen und die Blutgerinnung stören.

Das Vorliegen von Vorerkrankungen des Herzens und der Lunge wie z. B. eines angeborenen Herzfehlers mit Lungenbeteiligung stellt von daher im Fall einer Erkrankung grundsätzlich ein sehr hohes Risiko dar.

Milde Verläufe bei Kindern und Jugendlichen

Nach aktuellem Forschungs- und Erfahrungsstand zeigen sich insbesondere bei ansonsten gesunden Kindern und Jugendlichen bei einer Covid-19/SARS-CoV-2-Infektion nur leichte bis gar keine Krankheitssymptome. In dieser jungen Patientengruppe verläuft die Erkrankung zumeist sehr mild.

Inzwischen vorliegende Veröffentlichungen von Studien mit mehreren tausend Kindern aus China und den USA sowie Erfahrungsberichte aus Frankreich, Spanien und England bestätigen das. Kinder und Jugendliche, die sich mit dem Virus infizieren, entwickeln nur selten eine Lungenentzündung (Pneumonie). In den meisten Fällen zeigen sich keine oder nur leichte Beschwerden wie Husten, Schnupfen oder eine Bronchitis.

  • Unsere Empfehlung

    Kita, Schule, Hort bei leichten AHF

    Der Besuch von Kita und Hort sowie die Teilnahme am Schulunterricht sind für Kinder und Jugendliche mit leichten angeborenen Herzfehlern ausdrücklich anzuraten: Bei dieser jungen Patientengruppe überwiegen die bekannten positiven Effekte des sozialen Miteinanders und des gemeinsamen Lernens für Gesundheit und Wohlbefinden gegenüber möglichen geringen Effekten einer Infektion mit dem Corona-Virus.

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Risikofaktoren für schwerere Krankheitsverläufe

Die bislang für schwerere Krankheitsverläufe vor allem bei Erwachsenen bekannten Risikofaktoren sind zum Beispiel chronische Herzerkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, Diabetes, und Bluthochdruck. Zu der Frage, ob es sich bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern ähnlich verhält, gibt es bislang nur Fallberichte.

Neben der Erforschung und Entwicklung geeigneter Arzneimittel und Impfstoffe laufen derzeit weiterhin weltweit die Bemühungen, das Krankheitsgeschehen auch bei Risikopatienten mit angeborenen und erworbenen Vorerkrankungen des Herzens und der Lunge genau zu beobachten, um die am besten geeigneten Vorbeugungs- und Therapiemaßnahmen ermitteln und vorantreiben zu können. Die Datenlage dazu ist noch unzureichend.

  • Unsere Empfehlung

    Erhöhte Wachsamkeit bei moderaten bis schweren AHF

    Bei allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit moderat bis schwer eingestuften angeborenen Herzfehlern ist daher bis auf weiteres erhöhte Wachsamkeit geboten wie bei anderen Infektionserkrankungen auch. Der Kontakt mit Erkrankten oder mit Personen mit Verdacht auf eine Ansteckung ist zu vermeiden. Hier sollten der Schulbesuch sowie die Rückkehr an den Arbeitsplatz dringend zuvor mit dem behandelnden Kinderkardiologen bzw. EMAH-Kardiologen abgesprochen und notfalls alternative Lösungen gesucht und beantragt werden.

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Risikogruppen

Anzunehmen ist, dass die Gruppe der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern, für die eine Coronavirus-Infektion mit einem hohen Risiko einhergeht, der Patientengruppe vergleichbar ist, für die eine Infektion etwa durch Influenza- und RS-Viren bzw. weitere Viren, die schwerwiegende Atemwegserkrankungen auslösen, bedrohlich werden kann.

Zu dieser Risikogruppe gehören Säuglinge mit bislang nicht korrigierten Herzfehlern, Kinder und Erwachsene mit bedeutsam vermehrten oder vermindertem Lungenblutfluss sowie Kinder und Erwachsene mit Fontanzirkulation, Herzinsuffizienz oder Pulmonaler Hypertonie.

Besonders erhöht ist das Risiko zudem bei Herz-Patienten, die mit einer angeborenen Immunschwäche zu tun haben (etwa bei vorliegender 22q11 oder Trisomie 21) oder bei Patienten, die nach einer Herztransplantation oder Lungentransplantation Medikamente einnehmen müssen, die die Funktionen des Immunsystems vermindern.

Da bei Kindern eine Covid-19 Erkrankung jedoch viel seltener auftritt und Kinder möglichst vor sozialer Isolation geschützt werden sollten, ist das individuelle Risiko des Kindes unbedingt mit dem behandelnden Kinderkardiologen abzuklären.

  • Unsere Empfehlung

    Richtig vorbeugen, Impfschutz überprüfen, Verbreitung verlangsamen

    Wir können den betroffenen Patienten, ihren Eltern und Angehörigen daher unverändert nur zur unbedingten Einhaltung der aktuellen Anweisungen der zuständigen Behörden und der Hygieneregeln raten. Zudem empfehlen wir dringend auch die Überprüfung Ihres Impfschutzes bzw. des Impfschutzes Ihres Kindes. Eine Impfung gegen Pneumokokken und Influenza gehört bei Kindern mit angeborenen  Herzfehlern grundsätzlich zu den allgemein von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. Sie wird deshalb normalerweise im Rahmen der Routine-Vorsorgeuntersuchung vom behandelnden Kinderarzt durchgeführt. Fälle von Corona- und Grippe-Infektionen wurden auch als Doppel-Infektion berichtet. Da bei einer Covid-19/SARS-CoV-Infektion die Lungenentzündung die Hauptkomplikation darstellt, sollte unbedingt auch bei erwachsenen AHF-Patienten der gegen Pneumokokken empfohlene Impfschutz überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt werden.

    Insgesamt gilt für alle Patienten mit angeborenen Herzfehlern wie für herzgesunde Menschen auch, sich nach Möglichkeit vor einer Infektion zu schützen. Dies dient vor allem dazu, die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen.

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Wir halten Sie auf dem Laufenden

Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Eltern,

wir wünschen Ihnen Corona zum Trotz eine gute Zeit. Sollten in den nächsten Tagen und Wochen neue Erkenntnisse einen veränderten Sachstand ergeben, so werden wir Sie umgehend dazu informieren.

Bitte bleiben Sie gesund und zuversichtlich,

Ihr Vorstand des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler

Prof. Dr. med. Hashim Abdul-Khaliq,
Vorstandsvorsitzender und Sprecher

Prof. Dr. med. Helmut Baumgartner
Stellv. Vorstandsvorsitzender

Prof. Dr. med. Christian Schlensak
Stellv. Vorstandsvorsitzender

Geschäftsführung
Dr. med. Ulrike Bauer

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