Für ein gutes langes Leben mit angeborenem Herzfehler
Ein angeborener Herzfehler lässt sich heute gut korrigieren. Doch die Grunderkrankung bleibt. Ein Leben lang. Mit dem Übergang vom Kindesalter ins Erwachsenenalter stellen sich neue Herausforderungen. Für die Lebensqualität und Lebenserwartung lässt sich dabei sehr viel mehr tun als viele denken, und zwar in jeder Lebensphase.
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit einem angeborenen Herzfehler kann man heute alt werden. Bis in die 70er Jahre war dies eher selten der Fall. In Deutschland leben inzwischen geschätzt 300.000 Erwachsene mit leichten, moderaten oder schweren angeborenen Herzfehlern. Und es werden immer mehr.
Auf eine optimale medizinische Versorgung angeborener Herzfehler bis ins hohe Erwachsenenalter kommt es daher zunehmend an. Für diese brauchen wir die entsprechende wissenschaftliche Grundlage. Über das Altwerden mit einem angeborenen Herzfehler wissen wir noch zu wenig. Dazu wird am Kompetenznetz Angeborene Herzfehler intensiv geforscht.
2018 haben wir in Kooperation mit der Barmer Krankenkasse OptAHF gestartet. Es ist eines der umfassendsten Forschungsprojekte, das es je zur medizinischen Versorgung bei angeborenen Herzfehlern (AHF) gegeben hat – und zwar über die gesamte Lebensspanne der Patienten hinweg. Von Juni 2018 bis April 2022 hat der Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschuss, G-BA, das Projekt gefördert.
Die OptAHF-Forschungsergebnisse und weitere wichtige Informationen haben wir hier für Sie zusammengestellt. Sie zeigen, worauf es in jeder Lebensphase mit angeborenem Herzfehlern ankommt.
Herzlichst,
![]() Dr. med. Ulrike Bauer |
![]() Prof. Dr. Dr. med. Gerhard-Paul Diller |
Ein angeborener Herzfehler ist die häufigste Organfehlbildung. Eins von 100 Kindern kommt damit zur Welt. Noch vor ein paar Jahrzehnten war das in vielen Fällen ein sicheres Todesurteil. Dank der Forschung und des medizinischen Fortschritts haben heute selbst schwere angeborene Herzfehler viel von ihrem Schrecken verloren. Die meisten Herzfehlbildungen sind gut behandelbar und lassen sich schon während der Schwangerschaft, spätestens aber kurz nach der Geburt bei der Untersuchung der Sauerstoffsättigung des Säuglings entdecken. Geburtsteams, Kinderkardiologen und pädiatrische Kardiochirurgen können sich dadurch gut auf die lebensrettende Versorgung von Mutter und Kind vorbereiten.
Oft wird unterschätzt, was mit angeborenem Herzfehler alles möglich ist. Trotzdem muss sich jede Familie mit einem Herzkind ganz anders einspielen, damit niemand zu kurz kommt. Mitunter sind jetzt weitere Herz-OPs, Klinik- und Reha-Aufenthalte nötig. So manchen guten Plan kann das gründlich über den Haufen werfen. Wertvolle gegenseitige Unterstützung bieten zahlreiche Elterninitiativen. Und der regelmäßige Besuch beim Kinderkardiologen bleibt natürlich wichtig.
*WHO Empfehlung
Erste Liebe, erster Schulabschluss, erste eigene Wohnung und tausend neue Ideen? Aufregende Zeiten! Ein angeborener Herzfehler sollte den eigenen Zukunftsträumen und ihrer Umsetzung keinesfalls im Wege stehen. Ha, wenn das immer so einfach wäre? Keine Sorge, das ist zu schaffen! Entscheidend ist, sich medizinisch bestens versorgt zu wissen. Für den regelmäßigen Herz-Check sind jetzt die EMAH-Spezialisten zuständig.
Marc liebt es zu Schwimmen und findet, dass er als Erwachsener leichter mit seinem Herzfehler lebt. Helena studiert Maschinenbau und tanzt Turniere. Und Raúl ist Pädagoge geworden und hat seine große Liebe gefunden. Läuft! Nur: In Ausnahmesituationen gelten bei angeborenen Herzfehlern andere Spielregeln. Zum Beispiel in Sachen Verhütung und Schwangerschaft.
Endlich angekommen in Job und Familie? Das behauptet zumindest die Statistik. Starten wir also frohgemut durch in die zweite Lebenshälfte! Sicher: Das Wochenende durchfeiern, alles geben auf dem Sportplatz, bis tief in die Nacht durchackern, da protestiert der Körper jetzt energischer. Es lohnt sich, auf ihn zu hören. Denn ab 40 nehmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen generell zu. Gleiches gilt für Folgeerkrankungen bei angeborenen Herzfehlern. Herzrhythmusstörungen, Lungenhochdruck oder Bluthochdruck sollten dringend frühzeitig erkannt und behandelt werden. Hinzu gesellen sich die Risiken für weitere alterstypische Erkrankungen. Solche haben bei angeborenen Herzfehlern ganz andere Auswirkungen. Und auch damit sollte sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt auskennen.
60plus mit AHF? Das ist heute zunehmend das „Normal“. Die Zahl der über 60-Jährigen mit angeborenen Herzfehlern steigt kontinuierlich an. Zwar häufen sich jetzt auch die stationären Aufenthalte. Die Zahl der Eingriffe und auch die Zahl lebensbedrohlicher kardialer Ereignisse nimmt deutlich zu. Dennoch gilt: Wer sich regelmäßig beim EMAH-Spezialisten vorstellt, kann viel für ein weitgehend unbeschwertes Leben bis ins hohe Lebensalter tun.
Jonas, Sabrina, Marc, Helena, Raúl, Barbara und alle anderen sollen ein möglichst schönes und langes Leben haben. Das gelingt dank des medizinischen Fortschritts schon jetzt in vielen Fällen.
Sicher: Es sind noch viele Fragen dazu offen. Doch einiges konnte inzwischen wissenschaftlich geklärt werden. Das hilft den behandelnden Spezialisten schon heute dabei, Risiken besser einschätzen zu können und sie so gering wie möglich zu halten.
Je besser jeder über seinen eigenen Herzfehler Bescheid weiß und je achtsamer sich jeder um den regelmäßigen Check-up beim Spezialisten kümmert, desto höher ist die Chance, gut damit alt zu werden.
Unsere Forschung geht weiter. Dabei helfen uns alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler. Erst ihre Daten, Proben und Spenden machen unsere Forschung möglich.
Wir sagen Danke an alle Herzerforscher, an die EMAH Stiftung Karla Völlm und an die kinderherzen!
Gemeinsam machen wir aus Überleben Leben.
Kontakt |
Impressum |
Datenschutz |
Cookie-/Datenschutz-Einstellungen
© 2022 Kompetenznetz Angeborene Herzfehler e. V. | Augustenburger Platz 1 | 13353 Berlin | Germany