Löcher im Herzen können zu Lungenhochdruck führen. Irgendwann fällt das Atmen schwer, und mit jeder körperlichen Belastung bezwingt man einen Berg. Das kann gefährlich werden., stock.adobe.com | Alena Ozerova © stock.adobe.com | Alena Ozerova

Medizin und Versorgung

Wann ein Loch im Herz gefährlich wird

Lungenhochdruck rechtzeitig erkennen und behandeln

Wissenschaftlicher Name der Studie

Pulmonary hypertension after shunt closure in patients with simple congenital heart defects

Löcher im Herzen zählen zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Am häufigsten treten sie zwischen den Herzkammern und zwischen den Vorhöfen auf. Selten kommt es auch vor, dass sich die vorgeburtliche Verbindung zwischen der Haupt- und Lungenschlagader, der Ductus arteriosus, nach der Geburt nicht richtig verschließt. Die vergleichsweise leichten Herzfehler stellen so genannte „Kurzschlussverbindungen“ her, Durchgänge im Herzen, durch die größere Mengen Blutes als gewöhnlich auf einmal durch die Lunge fließen.

Solche Durchgänge lassen sich heute gut verschließen. Die Patienten sind nach dem Korrektureingriff in der Regel „herzgesund“ und körperlich normal belastbar. Dennoch bleibt die regelmäßige medizinische Nachsorge auch nach erfolgreicher Korrektur ein Leben lang notwendig. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler

Wie kommt es zum Lungenhochdruck?

Die Pulmonale Hypertonie ist eine seltene lebensbedrohliche Erkrankung. Angeborene Löcher im Herzen zählen zu ihren Verursachern. Schätzungsweise zwischen 5 und 10 Prozent der betroffenen Patienten erkranken im Laufe ihres Lebens daran. Sie laufen ein erhöhtes Risiko, frühzeitig zu versterben. Bekannt ist, dass dieses Risiko bei einem unkorrigierten Vorhofseptumdefekt (ASD), Ventrikelsektumdefekt (VSD) oder Offenen Ductus arteriosus (PDA) deutlich höher ausfällt als bei korrigierten Defekten. Die Korrektur im jungen Alter verhindert, dass die zarten Gefäße durch den stärkeren Blutfluss nachhaltig geschädigt werden und sich der Blutdruck im Lungenkreislauf dauerhaft erhöht.

Risiko trotz Korrektur

Ist die Gefahr mit einem Verschluss gebannt? Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch nach der Korrektur noch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht. Einer niederländischen Studie zufolge bewegt es sich um die 7 Prozent. Allerdings stand eine umfassendere Studie dazu noch aus. Wie würde das Ergebnis bei einer landesweiten, langfristig beobachteten und regelmäßig untersuchten Patientengruppe aussehen? Diese Forschungslücke hat ein Forschungsteam um die Kinderkardiologin Astrid Lammers vom Universitätsklinikum Münster jetzt geschlossen.

Langzeitverlauf bei 825 Patienten untersucht

Forschungsgrundlage bildete das Nationale Register mit Datenspenden von mehr als 55.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ausgewertet hat das Forschungsteam die Daten von 825 Patienten ab 16 Jahren, bei denen im Kindesalter ein Loch im Herzen durch Katheter-Intervention oder Operation behandelt worden war. Patienten mit weiteren Herzfehlern oder genetisch bedingten Erkrankungen wurden bewusst nicht eingeschlossen. Bei gut der Hälfte der in die Studie eingeschlossenen Patienten (52 Prozent) war ein Loch in der Scheidewand zwischen den Vorhöfen verschlossen worden, 41 Prozent der Patienten hatten ein Loch in der Wand zwischen beiden Herzkammern und bei weiteren 7 Prozent lag ein offener Ductus arteriosus vor.

Als Spätfolge selten, aber keinesfalls harmlos

Das Ergebnis: Die Pulmonale Hypertonie tritt in dieser Gruppe der Patienten zwar deutlich seltener auf als bislang angenommen. Nur bei 3 Prozent der Patienten entwickelte sich ein Lungenhochdruck als Folgeerkrankung. Doch nimmt das Risiko im Laufe des Lebens zu. Dabei spielt auch das Alter des Patienten bei der Korrektur eine Rolle. Je älter der Patient bei der Korrektur des angeborenen Herzfehlers war, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Folgeerkrankung. Mit zunehmendem Alter führt die Pulmonale Hypertonie zudem zu stärkeren Symptomen und einem erhöhten Risiko, frühzeitig zu versterben. „Wir raten daher dringend zu einer lebenslangen spezialisierten kardiologischen Nachsorge der betroffenen Patienten, so dass ein Lungenhochdruck frühzeitig erkannt und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann“, fasst Astrid Lammers die Empfehlung der an der Studie beteiligten Wissenschaftler zusammen.

Die Studie wurde gefördert von Actelion.


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