Medizin und Versorgung
Wann ein Loch im Herz gefährlich wird
Lungenhochdruck rechtzeitig erkennen und behandeln
Wissenschaftlicher Name der Studie
Pulmonary hypertension after shunt closure in patients with simple congenital heart defects
Löcher im Herzen zählen zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Am häufigsten treten sie zwischen den Herzkammern und zwischen den Vorhöfen auf. Selten kommt es auch vor, dass sich die vorgeburtliche Verbindung zwischen der Haupt- und Lungenschlagader, der Ductus arteriosus, nach der Geburt nicht richtig verschließt. Die vergleichsweise leichten Herzfehler stellen so genannte „Kurzschlussverbindungen“ her, Durchgänge im Herzen, durch die größere Mengen Blutes als gewöhnlich auf einmal durch die Lunge fließen.
Solche Durchgänge lassen sich heute gut verschließen. Die Patienten sind nach dem Korrektureingriff in der Regel „herzgesund“ und körperlich normal belastbar. Dennoch bleibt die regelmäßige medizinische Nachsorge auch nach erfolgreicher Korrektur ein Leben lang notwendig. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler
Wie kommt es zum Lungenhochdruck?
Die Pulmonale Hypertonie ist eine seltene lebensbedrohliche Erkrankung. Angeborene Löcher im Herzen zählen zu ihren Verursachern. Schätzungsweise zwischen 5 und 10 Prozent der betroffenen Patienten erkranken im Laufe ihres Lebens daran. Sie laufen ein erhöhtes Risiko, frühzeitig zu versterben. Bekannt ist, dass dieses Risiko bei einem unkorrigierten Vorhofseptumdefekt (ASD), Ventrikelsektumdefekt (VSD) oder Offenen Ductus arteriosus (PDA) deutlich höher ausfällt als bei korrigierten Defekten. Die Korrektur im jungen Alter verhindert, dass die zarten Gefäße durch den stärkeren Blutfluss nachhaltig geschädigt werden und sich der Blutdruck im Lungenkreislauf dauerhaft erhöht.
Risiko trotz Korrektur
Ist die Gefahr mit einem Verschluss gebannt? Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch nach der Korrektur noch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht. Einer niederländischen Studie zufolge bewegt es sich um die 7 Prozent. Allerdings stand eine umfassendere Studie dazu noch aus. Wie würde das Ergebnis bei einer landesweiten, langfristig beobachteten und regelmäßig untersuchten Patientengruppe aussehen? Diese Forschungslücke hat ein Forschungsteam um die Kinderkardiologin Astrid Lammers vom Universitätsklinikum Münster jetzt geschlossen.
Langzeitverlauf bei 825 Patienten untersucht
Forschungsgrundlage bildete das Nationale Register mit Datenspenden von mehr als 55.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ausgewertet hat das Forschungsteam die Daten von 825 Patienten ab 16 Jahren, bei denen im Kindesalter ein Loch im Herzen durch Katheter-Intervention oder Operation behandelt worden war. Patienten mit weiteren Herzfehlern oder genetisch bedingten Erkrankungen wurden bewusst nicht eingeschlossen. Bei gut der Hälfte der in die Studie eingeschlossenen Patienten (52 Prozent) war ein Loch in der Scheidewand zwischen den Vorhöfen verschlossen worden, 41 Prozent der Patienten hatten ein Loch in der Wand zwischen beiden Herzkammern und bei weiteren 7 Prozent lag ein offener Ductus arteriosus vor.
Als Spätfolge selten, aber keinesfalls harmlos
Das Ergebnis: Die Pulmonale Hypertonie tritt in dieser Gruppe der Patienten zwar deutlich seltener auf als bislang angenommen. Nur bei 3 Prozent der Patienten entwickelte sich ein Lungenhochdruck als Folgeerkrankung. Doch nimmt das Risiko im Laufe des Lebens zu. Dabei spielt auch das Alter des Patienten bei der Korrektur eine Rolle. Je älter der Patient bei der Korrektur des angeborenen Herzfehlers war, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Folgeerkrankung. Mit zunehmendem Alter führt die Pulmonale Hypertonie zudem zu stärkeren Symptomen und einem erhöhten Risiko, frühzeitig zu versterben. „Wir raten daher dringend zu einer lebenslangen spezialisierten kardiologischen Nachsorge der betroffenen Patienten, so dass ein Lungenhochdruck frühzeitig erkannt und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann“, fasst Astrid Lammers die Empfehlung der an der Studie beteiligten Wissenschaftler zusammen.
Die Studie wurde gefördert von Actelion.
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Wissenschaftliche Details zur Studie
Diese Studie fand Eingang in die S2k Leitlinie "Pulmonale Hypertonie" der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler e. V. (DGPK).
Erfahren Sie mehr zum Studiendesign, den Materialien und Methoden, sowie zu den Hintergründen der Studie:
Publikationen
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1.6.2020
Pulmonary hypertension after shunt closure in patients with simple congenital heart defects.
Lammers AE, Bauer LJ, Diller GP, Helm PC, Abdul-Khaliq H, Bauer UMM, Baumgartner H, German Competence Network for Congenital Heart Defects Investigators ,
International journal of cardiology 308, 28-32, (2020). Diese Publikation bei PubMed anzeigen.
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